Las Palmas: Feiern im Rio der Kanaren
Ihre Copacabana heißt Las Canteras, und ihr Karneval ist eine einzige große Party. Dazu das koloniale Stadtviertel Vegueta, das mit seinem Nachtleben mal nach Brasilien, mal nach Nigeria klingt. Willkommen in Las Palmas, der hippen Hauptstadt Gran Canarias!
Uniformierte Männer marschieren durch die Stadt, eine Blaskapelle spielt, und von den Festwagen werden Bonbons in die feiernde Menge geworfen: Was für einen Kölner in der fünften Jahreszeit ausgemachte Sache ist, würde ein Canario, wie die Einheimischen genannt werden, nie mit Karneval assoziieren. Dieser ist in Las Palmas eine schrille Mischung aus Schlagermove, CSD und Carnaval do Brasil.
Karneval fast wie in Rio
Los geht’s jedes Jahr Mitte Februar. Dann gibt es vier Wochen lang Feierlichkeiten, Galas und Festumzüge. Ein Highlight ist die große Parade. Dafür werden Festwagen (Carrozas) geschmückt, riesige Kostüme geschneidert und aufwendige Tänze einstudiert. Wenn es endlich so weit ist, tanzen die Canarios mit ihrer Karnevalskönigin (Reine del Carnaval) zu Latinorhythmen durch Las Palmas. Das Ganze ist ziemlich bunt und schrill – mit unzähligen Dragqueens, tonnenweise Glitter und jeder Menge gut gelauntem Partyvolk. Apropos Party: „One Night in Rio“ ist das Motto des Karnevals 2019.
Sardine aus Pappe
Der abgedrehte Abschluss des kanarischen Karnevals ist die „Beerdigung der Sardine“ (El Entierro de la Sardina), bei der ein riesiger Fisch aus Pappmaschee in einem Trauerzug durch den Ort zum Strand getragen wird, gefolgt von zahlreichen trauernden Witwen – überwiegend Männer in Frauenkostümen –, Priestern und Gauklern. Am Strand wird die Sardine unter dem Wehklagen der Trauergäste verbrannt, und ein großes Feuerwerk leitet schließlich das Ende des Karnevals ein. Aber warum eine Sardine? Dem Ritual liegt die Vorstellung zugrunde, dass etwas erst zerstört werden muss, damit etwas Neues entstehen kann. Die Sardine verkörpert somit das christliche Fischsymbol, das für den gemeinsamen Glauben an Jesus Christus steht.
Der weiße Karneval in Vegueta
Im Karnevalsverzeichnis von Las Palmas wird der Karneval im Stadtteil Vegueta offiziell als Carnaval tradicional geführt, bei den Einheimischen heißt er nur weißer Karneval. In jedem Fall ist es eine ganz besondere Art von Fest, das ihr nicht verpassen solltet! Die ganze Nacht über erklingt Musik, jede Menge Bands spielen bis zum Sonnenaufgang auf den Straßen.
Im Gegensatz zu den restlichen Veranstaltungen der Saison ist die Kleiderordnung hier jedoch weder bunt noch themenabhängig, sondern man trägt – der Name lässt es schon vermuten – ausschließlich Weiß! Im Prinzip besteht das Kostüm aus weißem Hemd und weißen Leinenhosen oder einem weißen Kleid, einem weißen Panamahut sowie weißen Accessoires. Wahrscheinlich müsst ihr dafür gar nicht mal einkaufen gehen: Tragt einfach etwas Weißes, das sich in eurem Gepäck befindet.
Der weiße Karneval wurde erstmals im Jahr 1970 gefeiert und nimmt direkt Bezug auf die Geschichte der Insel. In den 1940er-Jahren wanderten viele Einwohner Gran Canarias nach Südamerika aus, um dort ihr Glück zu suchen. Als sie Jahre später wohlhabend nach Las Palmas zurückkamen, trugen die Heimkehrer weiße Kleider, weiße Hüte und Reisekoffer aus Holz. Anfang der 1970er-Jahre verkleideten sich zunächst nur wenige Palmeros als Heimkehrer. Über die Jahre wurden es immer mehr, und so bekam der Karneval seinen einzigartigen Look.
Eine Besonderheit des weißen Karnevals von Vegueta ist übrigens das Werfen von Babypuder Âoder Mehl. Seid sicher: Jeder ist davon betroffen, auch ihr. Deshalb an dieser Stelle ein Tipp: Innerhalb weniger Minuten werdet ihr vom Kopf bis zu den Zehen weiß eingepudert und auch eure Kleidung wird voller Puder sein. Wenn ihr wisst, dass ihr darauf allergisch reagiert, tragt am besten einen Mundschutz.
Ganz weit oben: Die Rooftop-Bar La Azotea de Benito
Den besten Blick über Las Palmas habt ihr von der Dachterrasse des La Azotea de Benito. Genießt hier unbedingt einen Sundowner mit Hintergrundbeats vom Live-DJ, bevor ihr euch ins Karnevalsgetümmel stürzt. Unsere Empfehlung: der Tequila Mint Smash. Statt Zuckersirup verwenden die Barkeeper für diesen Tequila-Cocktail Agavensaft. Sehr erfrischend, sehr lecker.
Perfekt für ein spätes Frühstück: The Couple
Das Café The Couple liegt ziemlich schön an der Promenade Las Canteras. Hier könnt ihr sowohl drinnen als auch draußen sehr gemütlich sitzen und das bunte Treiben beobachten. Das Tolle am The Couple: Es eignet sich perfekt für ein spätes Frühstück. Sehr zu empfehlen sind das französische Frühstück mit Omelette, frisch gepresstem Saft und einem verdammt guten Café con Leche sowie die Avocado mit Toast und Spiegelei. Es soll Menschen geben, die sieben Tage in Las Palmas verbracht haben und in dieser Zeit sechsmal im The Couple frühstücken waren.
Mondänes Flair am Mittelmee... ähm ... Atlantik: The Boutique Rooms
Lust auf etwas altmodisches Flair mit einem Hauch Karibik? Dann ab in The Boutique Rooms. Die Besitzer, ein finnisches Architektenpaar, leben seit vielen Jahren in Las Palmas und verwandeln regelmäßig leer stehende Altstadthäuser in geschmackvolle Apartmentwohnungen. Highlight von The Boutique Rooms sind die beiden Apartments in einem Palacio aus dem 16. Jahrhundert.
Vegueta – koloniales Erbe und Tapas-Hopping
Das Viertel Vegueta ist eines der ältesten von Las Palmas und entwickelt sich zunehmend zum angesagten Szenetreff. Nach dem Flanieren über die Strandpromenade Las Canteras zieht es feierfreudige Canarios regelmäßig hierher. Überall wird getanzt, geflirtet und getrunken – am liebsten Tropical, das Bier, das auf der Insel gebraut wird.
Highlight bei Einheimischen und jungen Globetrottern ist donnerstagabends die Ruta de Pinchos, bekannt auch als Tapas-Tour, bei der ab 20 Uhr Restaurants und Bars ihre variantenreichen Snacks anbieten. Als Startpunkt ist die Markthalle in Vegueta ideal. Von dort aus begebt ihr euch zur Calle Pelota sowie zur Calle Mendizábal, den beiden Straßen, in denen die Ruta de Pinchos hauptsächlich stattfindet.
Ihr könnt die Straßen eigentlich nicht verfehlen, denn alles, was Beine hat, wird hierher unterwegs sein. Habt ihr eine Bar gefunden, die euch zusagt, ist das Prozedere simpel: Einer von euch geht in den Laden, stellt sich an und bestellt die Pinchos (ein Stück Weißbrot mit Belag) und Getränke. Auf Karten an der Theke und auf den Tischen im Eingangsbereich seht ihr auf einen Blick, welche Pinchos angeboten werden. Die Preise liegen zwischen 1,50 und 3 Euro. Wer mag, geht anschließend mit seinem Pappteller voller Tapas wieder raus auf die Straße, um im Stehen zu essen und die Atmosphäre aufzusaugen. Nebenbei könnt ihr euer Trommelfell vom Sound der Straßenkünstler massieren lassen.