Warschau erfindet sich gerade täglich neu. Höchste Zeit für euch, die polnische Hauptstadt zu entdecken – mit unseren Highlights für ein perfektes Sommerwochenende.
Wenn euch bei Warschau nur Architektur aus der Stalin-Zeit einfällt, wart ihr entweder seit Jahren nicht mehr vor Ort oder überhaupt noch nie in Polens unterschätzter Hauptstadt. Dann ist es höchste Zeit für einen Besuch. Schließlich steht der Sommer vor der Tür – die bekanntermaßen schönste Jahreszeit, um Warschau zu erleben.
Es ist halb elf vormittags. Gegenüber vom Zoo, im angesagten Quartier Praga, hat sich eine bunte Truppe zur Free Walkative! Tour getroffen – und ihr mittendrin. Die Tour legen wir euch aus zwei Gründen ans puckernde Travellerherz: Erstens zahlt ihr am Ende nur das, was ihr für angemessen haltet, und zweitens führt euch die Route zu alternativen Hotspots von Praga, etwa zur stillgelegten Wodkafabrik, in der sich jetzt ein Café, ein Theater und ein Biomarkt befinden. Außerdem werdet ihr an Häuserfassaden riesige Wandgemälde sehen, die locker mit denen in Belfast mithalten können, und staunend in Hinterhöfen stehen, die unweigerlich an Berlin erinnern.
Nach der Tour solltet ihr im Soho vorbeischauen, einem ehemaligen Industrieareal, auf dem nun neben einem Kino auch ein Möbelgeschäft, ein Café und das Neon-Museum untergekommen sind. Das Besondere an den beleuchteten Leuchtstoffröhren: Sie stammen allesamt aus der Zeit des Kalten Krieges und lassen euch somit eintauchen in eine Epoche, in der der Kommunismus Reklame für sich gemacht hat. Unbedingt hingehen!
Seid ihr an einem Sommerwochenende in Warschau, geht zum Frühstücken auf den Targ Śniadaniowy. Ursprünglich als Anwohnerpicknick auf der Wiese um die Ecke konzipiert, ist daraus mittlerweile ein bei den Einheimischen sehr beliebter samstäglicher Frühstückstreff geworden.
An den unzähligen Pavillons findet ihr alles, was ihr zum Frühstücken braucht – oder schon immer mal frühstücken wolltet: Humus nach Jerusalemer Art (mit Petersilie), brasilianisches Hähnchen vom Grill (mit gegrillter Ananas) und natürlich Klassiker wie polnische Piroggen (auf Polnisch Pierogi), das polnische Nationalgericht. Im Sommer werden sie gern mit Blaubeeren gefüllt, aber probiert auch die mit Sauerkraut und Pilzen. Übrigens: Polen mögen ihre Pierogi am liebsten mit Wodka, erst recht zum späten Frühstück. Also stellt euch drauf ein, beim Picknicken auf dem Targ Śniadaniowy mit Hochprozentigem anzustoßen. In diesem Sinne: Na Zdrowie!
Frühstücken. Brunchen. Picknicken. Wenn ihr diese drei Dinge ständig tun könntet, ist der Targ Śniadaniowy euer Stück vom Himmel. Bringt euch eine Decke mit, und picknickt gemütlich auf der Wiese.
Satt und zufrieden, schnappt ihr euch nun ein Leihrad und fahrt die acht Kilometer am Weichselufer entlang Richtung Süden zum königlichen Łazienki-Park. Leihräder bekommt ihr überall in der Stadt, einer der größten Anbieter ist Veturilo mit 370 Stationen und fast 5.500 Rädern. Von Mai bis Ende September gibt es im Park jeden Sonntag zwei Klavierkonzerte am Denkmal von Frédéric Chopin, 2019 bereits in der 60. Saison. Chopin – ist der nicht Franzose? Jein. Sein Vater war Franzose, seine Mutter Polin. Deshalb besaß der weltberühmte Musiker sowohl die polnische als auch die französische Staatsbürgerschaft. Kindheit und frühe Jugend verbrachte er in Warschau. Entsprechend verrückt sind die Warschauer nach dem Komponisten und Pianisten. Also rollt eure Picknickdecke aus, und lauscht den Künstlern, die Chopin hier unter freiem Himmel auf Weltniveau spielen.
Das Übernachtungsangebot in Warschau ist riesig: Ob stylishes Boutique-Hotel mit schnuckeligen Doppelzimmern oder individuelle Künstlerhostels wie das Oki Doki City Hostel – ihr habt die Qual der Wahl. Wir haben euch drei Schlafstätten verschiedener Preiskategorien rausgesucht. Frühstück bekommt ihr generell in allen Hotels und Hostels.
Diese Unterkunft ist ideal für Kunstliebhaber, denn im Oki Doki City Hostel wurden alle Zimmer von polnischen Künstlern gestaltet. Ihr könnt euch also, gemütlich im Bett liegend, kulturell inspirieren lassen.
Das Hetman liegt mitten im Szeneviertel Praga und ist das einzige Altbauhotel auf der rechten Weichselseite. Von dort braucht ihr mit der Tram nur fünf Minuten ins Zentrum.
Direkt am Warschauer Königsweg, einer der längsten Repräsentations-straßen der Welt, liegt dieses 2-Sterne-Hotel – die Lage ist somit unschlagbar. Im Keller befindet sich der hoteleigene Club für Theateraufführungen, Live-Musik und Kabarett. Auch gut für euch: Bei zwei Übernachtungen zahlt ihr nur den Preis von einer.
Ja, ihr habt richtig gehört: Warschau ist berühmt für seine Strände! Gut, es handelt sich um Sandabschnitte entlang der Weichsel, aber vor allem die Strände am rechten Flussufer lassen euch schnell vergessen, dass ihr euch im polnischen Binnenland und in einer Metropole mit 1,8 Millionen Einwohnern befindet. Poniatowka direkt neben der Poniatowski-Brücke ist der bekannteste. Bringt ein paar Drinks und Sandwiches mit, und macht es euch im Sand oder in den Liegestühlen gemütlich. Grillen und Lagerfeuer sind erlaubt, an einigen Stellen gibt es sogar spezielle Feuerplätze. Die Weichsel könnt ihr übrigens kostenlos mit kleinen Fähren überqueren.
Ihr habt es wahrscheinlich bereits gemerkt: Wir finden, dass der Sommer die beste Zeit ist, um die polnische Hauptstadt zu erkunden. Das Leben spielt sich dann vor allem draußen ab. Außerdem ist Warschau eine der grünsten Großstädte Europas – rund 40 % des Stadtgebiets entfallen auf Parks und andere natürliche Flächen, das aber nur am Rande. Falls ihr jetzt überlegt, wann genau ihr kommen sollt, entscheidet euch für Ende Juni. Zur Sommersonnenwende feiern die Warschauer nämlich am Weichselufer die längste Nacht des Jahres mit Live-Musik, leckerem Essen, erfrischenden Drinks und einem gigantischen Feuerwerk über dem Fluss.