Kalt, teuer, mürrisch und spießig: So sind die Finnen, oder? Wer günstigen Urlaub möchte, reist besser nach Südostasien. Für die Schmerzfreien unter euch haben wir zehn Gründe zusammengefasst, warum Helsinki keine gute Idee ist. Okay… wenn ihr bis zum Ende durchhaltet, solltet ihr vielleicht doch hinfliegen.
Im Urlaub braucht man Sonne. Mag sein, dass Finnen schon einmal Licht gesehen haben, aber braun werdet ihr in Helsinki nicht. Keiner wird euch nach dem Trip fragen: „Oh, warst du im Urlaub?“. Anstatt eine Woche in der Sonne zu brutzeln, müsst ihr euch mit Architektur, dem Geschäftstreiben und Museen begnügen.
Abenteuerlustige Menschen fahren etwa eine Stunde (Auto oder Fähre ab Helsinki) raus nach Porvoo, Finnlands zweitältester Stadt, auch "Sommerstadt" genannt. Dort shoppt ihr Antiquitäten und Möbelstücke. Eine Empfehlung für derartige Touren ist der alte Bahnhof "Makasiini Godsmagasin".
In Porvoo seht ihr vor allem die roten urtypischen Holzhütten. Und Sonnenstrahlen. Vielleicht.
In Helsinki glitzert immerhin der Schnee in der kalten Wintersonne. Dann, wenn ihr euch mit einem heißen Glögg und kuscheligem Wollschal auf einen Winterspaziergang durch die Parks von Helsinki einlasst.
Immer diese Extreme. Draußen ist es ar***kalt. Um das auszugleichen, müssen es mindestens 90 Grad Celsius sein. Deswegen heißen die gemeinten Einrichtungen auch Finnische Sauna, die es in Helsinki praktisch an jeder Ecke gibt. Da sitzt ihr dann mit anderen nackten Körpern und versucht, das Schwitzen zu genießen. Und aller paar Minuten wedelt euch jemand den heißen Dampf vor die Nase. Wenn ihr diese dann voll habt, geht’s schon wieder ins Kalte raus. Fürchterlich.
Sauna 2.0, wenn ihr so wollt, könnt ihr in der Skysauna erleben. Dort mietet ihr euch ab 240 Euro eine ganze Kabine die vier bis zehn Leuten Platz bietet. Dann habt ihr beim Schwitzen einen wunderabren Ausblick auf das Meer.
Da wir gerade bei Extremen sind. Was hören Finnen? Keine Musik möchte man meinen, wenn man das Schreddern der E-Gitarren hört. Beim Tuska-Festival tragen alle Menschen – na was wohl – schwarz. Hier fallt ihr mit eurer Lederkluft nicht auf. Auch nicht mit Headbanging, Luftgitarre spielen oder Gröhlen. Wozu also ins Ausland fahren, wenn man sich effeltiv nicht daneben benehmen kann? Helsinki ist praktisch ein großes Hard Rock Café.
Festivals in HelsinkiDie 630.000-Einwohner-Metropole könnte man auch als größten Spielplatz der Welt bezeichnen. Ein Ikea-Bälleparadies im Stadtformat. Wem das ständige Platzwechseln in der Straßenbahn wegen hereinströmender Kinderwagen schon zu viel ist, setzt gar nicht erst den Finger auf die Karte von Helsinki.
Draußen habt ihr all die Parks und Spielplätze. In den Kultureinrichtungen gibt es natürlich Kinderbereiche. Und selbst das kleinste Café muss sich mit Kinderecken rühmen.
Haben wir ja bei Punkt vier schon ein bisschen angeschnitten. Wegen mangelnder Sonne kann es passieren, dass man auf einmal Fan von Juan Gris Kubismus-Werken wird. Findet mal jemanden, der euch nach dem Urlaub danach fragt.
Vom Designmuseum über das Ateneum Art Museum bis hin zu einer Kirche, mitten in den Fels gehauen. Die Temppeliaukio-Kirche im Stadtteil Etu-Töölö (nicht vertippt!) ist ein Meisterexemplar der finnischen Architektur-Historie und fügt sich wunderbar in den späten Expressionismus ein. Solche Sätze lernt man nur, wenn man nicht am Strand brutzeln kann. Wunderbar für das nächste Dinnergespräch mit dem Chef.
Kühlschrankmagneten adé. Nach einem Helsinki-Trip sollte man unbedingt zum Messer greifen. Und zwar zum „pukko“. So heißen die original Finnischen Messer, die man als echter Holzfäller, Outdoor-Abenteurer und Flannel-Träger immer bei sich haben möchte. Martiini Oy ist eine der namenhaftesten Hersteller dieser Messer mit Ahnen aus dem hohen Lappland. Seine Messer sehen aus wie direkt vom Elch an euch übergeben. Da es diese Tiere selten in die Innenstadt Helsinkis verschlägt, schaut beim Senate Square gegenüber der Kathedrale von Helsinki vorbei.
Messer von Martiini OyImmerhin könnt ihr nun voller Stolz erzählen, wie ihr all diese Widrigkeiten und Erlebnisse gemeistert habt, obwohl der Rest eurer Familie, Freunde und Kollegen gemütlich im Ressort von Hurghada verbracht hat. Verwirrte Blicke bei euren Zuhörern? Legt bitte das Messer aus der Hand…