Traveller Special von Kerstin - Wie ich mich in Toronto verliebte.
Ein Urlaub in Kanada war schon lange mein Traum und letzten Sommer war es endlich soweit. Ab in den Flieger und nach 8 Stunden mit vielen Filmen und wenig Schlaf stand ich nun dort. Ich stand mit meinem Koffer und meinem Rucksack in der Schlange zur Passkontrolle am Toronto-Pearson Airport, dem viertgrößten Flughafen Nordamerikas. Alle waren irgendwie lockerer und freundlicher, ohne unprofessionell zu wirken. Ich bin gespannt auf das zweitgrößte Land der Erde. Ich bleibe in Kanadas heimlicher Hauptstadt und will die 2,6 Mio. Einwohner Metropole auf eigene Faust erkunden.
Die Fahrt ins Hotel über den Ontario-Highway ist für mich der erste Blickkontakt mit so viel Neuem und Aufregendem. Die Landschaft und selbst die Schilder und Fahrzeuge erschaffen eine Kulisse, die mich begeistert. Kein Wunder, dass hier ein Viertel aller Hollywoodfilme gedreht wird.
Im Hotel möchte ich aber nicht bleiben, ich will ins Zentrum der Stadt, die jährlich 40 Millionen Besucher hat. Ich fahre mit der U-Bahn zur Union-Station, mitten ins Herz von Toronto. Von hier aus ist vieles zu Fuß zu erreichen. Zum Beispiel das Rogers Center, in dem ich einige Tage später den Blue Jays bei einem Baseball-Match zujubeln werde. Oder auch der CN Tower, der auf keiner Ansichtskarte von Toronto fehlt und die Skyline so unverwechselbar macht. Die Aussichtsplattform des CN Towers dient mir aber erst am nächsten Tag für mein erstes Selfie, das nach Hause geht und meine Verwandten und Freunde vor Neid erblassen lässt. In 350 m Höhe kann man die ganze Stadt überblicken, erkennt gut die unterschiedlichen Stadtviertel und bekommt eine Ahnung von der Ausdehnung dieser Metropole. Für absolute Draufgänger gibt es noch den „Edge Walk“, bei dem man an der Fassade der Aussichtsplattform des CN Towers entlang klettert, natürlich gesichert und mit Guide. Tolle, einfallsreiche Souvenirs kann man im Shop am Fuße des CN-Towers kaufen und mit ein paar Mitbringsel die Daheimgebliebenen überraschen. Neben dem CN-Tower befindet sich Ripleys Aquarium, das ich ebenfalls noch besuchen werde und mich mit seiner unkonventionellen und spielerischen Art die Tier- und Pflanzenwelt verzaubern wird.
Das erste Abendessen ist von simpler Natur. Für mich gibt es einen Hotdog, und zwar direkt vor der Scotiabank Arena, in der die Toronto Raptors mit anderen NBA-Teams um wichtige Punkte für die Basketball Playoffs kämpfen.
Diese Stadt heißt ihre Besucher regelrecht willkommen und macht Lust auf mehr. Woran das liegt, merke ich erst viel später, als ich wieder zu Hause bin. Die kanadische Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit bemerkt man überall. Egal, wo ich stehen bleibe oder vielleicht etwas unbeholfen wirke, werde ich gefragt, ob Hilfe erwünscht ist. Kanadier sind einfach unkompliziert und wirken stets ausgeglichen.
Der nächste Morgen beginnt mit einem Frühstück bei Tim Hortons. Mit einer Packung Timbits, einem leckeren Kaffee und einem Bagel mit Cream-Cheese startet es sich am schönsten in den Tag. Gut gestärkt starte ich die gebuchte Hop-On-Hop-Off Stadtrundfahrt, die mir die meisten Sehenswürdigkeiten präsentiert und mir eine Vorstellung von den Entfernungen gibt, die ich dennoch oft unterschätzen werde.
Neben Sehenswürdigkeiten, wie der neuen und der alten City Hall oder dem Schloss Casa Loma, sieht man unterwegs die prunkvollen Wolkenkratzern des Bankenviertels, welche im krassen Gegensatz zu Vierteln wie Chinatown, Little Italy, Greektown und Little Portugal stehen. Ständig entdecke ich neue niedliche, imposante oder wunderschöne Stellen.
Ich besuche den Queens-Park, der für mich einer der schönsten von den 1600 Parks in Toronto ist. Nach einiger Zeit sehne ich mich nach noch mehr Natur und nehme die Fähre zu den Toronto Islands. 15 Minuten später befinde ich mich in Nordamerikas größter autofreier Gemeinde. Es gibt malerische Gartenanlagen, Cafés, Spielplätze für Kinder, einen Leuchtturm und sogar einen Sandstrand. Traumhaft ist es hier auch zu joggen, denn am Wasser entlang zu joggen beruhigt den Puls enorm. Wer am Wasser joggen will, muss aber nicht auf die Toronto-Islands, denn Toronto hat insgesamt 43 Kilometer Küste.
An einem der nächsten Tage besuche ich das Royal Ontario Museum „ROM“, eines der größten Museen Nordamerikas. Stunden fühlen sich an wie Minuten und die 20$ Eintritt sind bestens investiert. Für Kunstliebhaber bietet sich die Art Gallery of Ontario an und sportlich Ambitionierte werden von der Hockey Hall of Fame begeistert sein. Wer etwas ganz anderes sucht, wird im Neon Museum fündig, in dem Torontos ikonische Leuchtreklamen aus den letzten 100 Jahren zu bestaunen sind.
Essen und Shopping gehören bei einem City-Trip auf die To-do-Liste. Bei 8000 Restaurants fällt die Auswahl schwer. Zum Shoppen gibt es auch viele Möglichkeiten, aber die höchste Shopdichte findet ihr im Eaton Center und in der unterirdischen Fußgängerpassage PATH. Diese ist mit 27 Kilometer Länge das größte Tunnelsystem der Welt und gilt als größtes unterirdisches Shoppingcenter. Die Tage vergehen mit vielen wunderschönen Eindrücken und werden untermalt von freundlichem Smalltalk mit den Einheimischen.
Eine der letzten Touren führt mich zu den Niagarafällen, die ein absolutes Muss für Ontario-Touristen sind. Die beeindruckenden Wasserfälle solltet ihr mit einem der „Maid oft the Mist“-Boote ganz nah erleben. Der Ort selbst ist eine Art Mini-Las-Vegas und eher der Unterhaltung gewidmet.
Manche Dinge kündigen sich nicht an, sie passieren einfach. Aus Sympathie entsteht manchmal mehr, als man sich zunächst eingestehen will. Mit Toronto werde ich leider auf absehbare Zeit lediglich eine Fernbeziehung führen können, doch die Vorfreude auf ein Wiedersehen und die spürbare Vertrautheit und Intensität, wenn man wieder vereint ist, werde ich jedes Mal erneut genießen.